Abrisskalender 2017

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Jeden Monat gibt es hier ein weiteres Kalenderblatt mit einem Zeitzeugen Ingolstädter Geschichte.

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Ingolstädter Abrisskalender 2018

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Für 2018 gibt es keine neuen Abrisse - dafür gibt es den Kalender in gedruckter Form in Kleinstauflage. Weitere Auflagen sind nicht geplant. Der Kalender zeigt die historisch beeindruckende Gebäude wie z.B. das Donautor, die es leider nicht in unsere jetzige Zeit geschafft haben. Warum auch immer. Die Gruppe High Noon und ihre Unterstützer würdigen diese Gebäude nun mit dem gedruckten Abrisskalender, der Erinnerung und zugleich auch Mahnung sein soll.

Dezember

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1962 - Ein großes Thema ist in diesem Jahr der Denkmalschutz. Am Morgen des 8. März beginnen Bauarbeiter hinter der damaligen Oberrealschule für Jungen, dem heutigen Christoph-Scheiner-Gymnasium, Teile der historischen Stadtmauer abzureißen. Aus Protest gegen diesen Denkmalfrevel besetzen einige Oberrealschüler die Mauer und stoppen so die Arbeiten. Der damalige Heimatpfleger Siegfried Hofmann, das Bauamt, das Münchner Landesamt für Denkmalpflege und die Regierung von Oberbayern schalten sich ein. Es stellt sich heraus, dass der Bauherr, ein Schlosser, keine Genehmigung für den Abbruch hatte. Als klar wird, dass nur das offizielle Schreiben fehlte, die Stadtverwaltung die Erlaubnis des Abrisses aber bereits zugesagt hatte, kommt eine Grundsatzdiskussion zum Thema Denkmalschutz in Ingolstadt auf.

Schließlich einigt man sich mit dem Landesdenkmalamt auf folgenden Kompromiss: Die Stadtmauer darf abgebrochen werden; der Stumpf des ebenfalls ursprünglich zum Abriss freigegebenen Turms muss erhalten bleiben. Einige Wochen später stürzt aber dieser Turmstumpf doch noch ein – „ob nun wirklich aus Altersschwäche (…) oder ob ein wenig nachgeholfen worden war“, konnte der damalige DONAUKURIER-Chronist nicht so genau sagen.

Aus dem 70-Jahre-Rückblick des Donaukurier (www.donaukurier.de), Abdruck mit freundlicher Genehmigung

November

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Nicht abgerissen, aber nach den Zerstörungen wenige Wochen vor dem Ende des Krieges auch nicht mehr aufgebaut – das Parkcafé im Luitpoldpark, das 1925 erbaut wurde und in der Folgezeit zusammen mit dem daneben liegenden Konzertpavillon ein beliebtes Ausflugsziel der „Schanzer“ war. Heute finden sich dort eine Reihe von Mahn- und Gedenkstätten, unter anderem auch die beiden Löwen des Brigadedenkmals am Kavalier Spreti, 1963 abgerissen.

Oktober

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"Christus am Ölberg" heißt das Werk von Knut Schnurer (1920-2007) in der Kapelle des ehemaligen Krankenhauses an der Sebastianstraße. Im Zuge des Umbaus des Areals zur Wohnanlage hat der Investor die künstlerischen Glasfenster der früheren Krankenhauskapelle ausbauen lassen, obwohl sich die Stadt für einen Erhalt an Ort und Stelle ausgesprochen hatte. Auch wenn die Empörung „quer durch die Stadtratsfraktionen groß war“, … man hätte eben die Verkaufsverträge entsprechend formulieren sollen, … und/ oder die Verantwortung für eine angemessene Nutzung der Kapelle übernehmen müssen.

September

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Alte Viehmarkthalle: Die 1958 als Ersatz für die 1945 zerstörte Donauhalle (zwischen Tränktorstraße, Donau und heutigem Stadttheater) erbaute Halle wurde 2010 abgerissen, begründet mit dem Ziel einer planvollen und ökologischen Siedlungsentwicklung, somit der weiteren baulichen Verdichtung und Umnutzung disponibler Flächen, oder besser, nachdem Investoren dort „qualitativ hochwertige“ Wohnungen errichten wollten.

Der Stadtrat lehnte den Antrag auf den Erhalt und die Umnutzung als städtischen Veranstaltungssaal ab. Der damalige OB dazu: "Wir haben eine klare Beschlusslage und werden diese Beschlüsse auch umsetzen".

August

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Das Verwaltungsgebäude auf dem Gießereigelände, erbaut in den Jahren 1883 bis 1885, stand zwar unter Denkmalschutz, dennoch war der Abriss im Juni 2010 genehmigt worden mit der Begründung, es stehe der städtebaulichen Entwicklung im Weg – konkret einem dem elitären Großstadtwahn geschuldeten Hotel mit Konferenzanschluss.

Links im Hintergrund die für das geplante Museum für Konkrete Kunst und Design vorgesehene Halle, ursprünglich 1882/84 als Kanonenwerkstätte der Königlich Bayerischen Geschützgießerei und Geschoßfabrik errichtet. Heute eines der wenigen verbliebenen architektonischen Beispiele der frühen Ingolstädter Industrialisierung.

Juli

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Die Fundamente der ehemaligen Eselbastei (erbaut um 1570) sind Vergangenheit, abgerissen in den Jahren 2016/17. Ausgehend von der irrigen Annahme, dass auf dem ehemaligen Gießereigelände keine wesentlichen Reste der alten Stadtbefestigung mehr vorhanden wären – wie man sich irren kann, sieht man hier deutlich, war die Genehmigung zum Abriss im Jahr 2011 erteilt worden.

Die Stadtregierung hatte es sich in den Kopf gesetzt, trotz diverser Rückschläge, trotz eines Stadtratsbeschluss, einen Teil der Mauerreste zu erhalten und trotz bürgerlichen Protests hier ein überdimensioniertes Hotel mit angeschlossenem Kongresszentrum zu bauen. Sollten Kongresszentrum und Hotel tatsächlich hier einmal entstehen, werden sie ein Monument unsensibler, rücksichtsloser und investorenhöriger Verwaltung sein.

Welchen wuchtigen Eindruck diese Mauern einmal gemacht haben müssen, kann man im Größenvergleich mit den beiden Personen auf den Mauerresten rechts im Bild sehen.

Diese Mauern hätten genutzt werden können, um einen (auch touristischen) Anziehungspunkt zur Geschichte Ingolstadts zu schaffen, indem man einen Bogen von der Festung des 16. Jahrhunderts, über die Geschichte des Schwedenschimmels im Dreißigjährigen Krieg, zur Schleifung während der napoleonischen Ära, der Wiederbegründung der Festung im 19. Jahrhundert und zur Industrialisierung Ingolstadts Ende des Jahrhunderts hätte schlagen können. Bezieht man die Gießereigeschichte und die Neuplanungen an diesem Ort mit ein, hätte es die einmalige Gelegenheit gegeben, verdichtet auf wenige Quadratmeter fast ein halbes Jahrtausend Ingolstädter Stadtgeschichte zu zeigen.

Juni

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Nordbahnhof: Das historische, noch dem alten Festungsreglement entsprechende Bahnhofsgebäude von 1869/1870 wurde am 6. März 2010 „in einer Nacht- und Nebelaktion“ abgerissen. Der Donaukurier berichtete unter der Überschrift „Die lange Nacht der Abrissbagger“ darüber. Der alte Bahnhof hatte einen Fahrkartenverkaufsschalter, die Gepäckabfertigung sowie einen in der Nachkriegszeit betriebenen Kiosk enthalten. Ein die Bahnlinien darstellendes Wandgemälde in der Halle des alten Bahnhofsgebäudes wurde entgegen damaliger Aussagen nicht in das neue Gebäude übernommen.

Die Mehrheit des Stadtrates hatte für den Abriss des Empfangsgebäudes und den Bau eines Parkhauses mit 290 Stellplätzen entschieden. Letzte Rettungsversuche von Ingolstädter Bürgern und einer Interessengemeinschaft, das historische Gebäude von 1869/1870 zu erhalten, fanden im Stadtrat keinen Anklang und wurden abgelehnt.

Mai

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Das Schuttertor, erbaut 1609, stand am Ende der Schutterstraße, heute Theatervorplatz. Das Tor wurde Ende des 2. Weltkriegs von Bomben schwer beschädigt und später ganz abgebrochen. Das Foto von 1935 zeigt die der Stadt zugewandte Torseite, im Hintergrund den Herzogskasten.

April

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Das alte Landratsamt (heute Ludwigstraße 25), erbaut auf den Fundamenten des früheren herzoglichen Kastenamtes von 1559, später Bezirksamt, wurde bei einem Luftangriff im April 1945 schwer beschädigt. Nach dem Umzug des Amtes fiel das Gebäude im Jahre 1964 unter heftigen Protesten der Bevölkerung der Spitzhacke zum Opfer – auf dem Areal entstand ein Kaufhaus.

1. April

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Am 28. März 2017 wurde im nicht öffentlichen Teil des Stadtplanungsausschusses beschlossen, das Stadttheater abzureißen. Ein Neubau käme die Ingolstädter Bürger billiger.

März

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Der Kavalier Spreti (Teil der klassizistischen Festungsanlage, erbaut um 1840), wurde - obwohl unbeschadet von den Kriegswirren des 2. Weltkriegs - zusammen mit dem Torbau von Leo von Klenze 1963 abgerissen, … um die Straße verbreitern zu können.

Die beiden Löwen (1928 errichtet zu Ehren des 10. und 13. Infanterie-Regiments - beide Regimenter hatten in Ingolstadt ihren Friedensstandort) sind von ihren hohen Sockeln herabgestiegen und fristen jetzt ein eher bescheidenes Dasein in der Mahn- und Gedenkstätte im Luitpoldpark.

Februar

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Augustinerkirche: Die 1740 erbaute Klosterkirche „Zu Unserer Lieben Frau ob der Schutter“ zählte zu den bedeutendsten Werken Johann Michael Fischers.

Nach schweren Bombenschäden im Zweiten Weltkrieg beschloss der Stadtrat im Mai 1950 den endgültigen Abriss. Begründung u.a.: ... eine Verbreiterung der Straßen wäre wichtiger/ ... die Kirche stehe einer großzügigen Stadtplanung im Wege. (Ansichtskarte Sammlung Peters)

Januar

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Donautor, erbaut 1430, umgebaut 1542, teilweise zurückgebaut 1877, endgültig abgerissen 1949. Die Steine wurden nach Regensburg transportiert und sind dort mittlerweile Bestandteil der "Steinernen Brücke" geworden. In Ingolstadt verblieb nur der wappengeschmückte Aufsatz (Ansichtskarte Sammlung Peters)

Einzelnachweise

Abrissliste