Eisenbahn in Ingolstadt

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Bis zum heutigen Tag gibt es zahlreiche Zeugnisse der Ingolstädter Eisenbahngeschichte, von den Bahnanlagen über den Eisenbahner Sportverein und die Wohnungen der Eisenbahnergenossenschaft bis hin zum Eisenbahn-Ausbesserungswerk.

Mit dem zunehmenden Wirtschafts- und Bevölkerungswachstum in Ingolstadt wuchs in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts auch der Bedarf an einem schnellen Warentransport und an der schnellen Beförderung von Personen. Die Dampfschifffahrt auf der Donau konnte die Verkehrsprobleme jedoch nicht lösen, da sie sich wegen des Wasserstands und der Strömungsverhältnisse als schwierig erwies. Als erste Eisenbahnverbindung Ingolstadts wurde am 14. November 1867 die Strecke München-Ingolstadt eröffnet.

Hauptbahnhof

Bereits um 1860 hatten die Diskussionen um den Standort eines künftigen Bahnhofs begonnen, wobei durch den Status der Stadt als Landesfestung das Militär eine gewichtige Rolle spielte. Eine aus Vertretern von Militär und der Staatsbahndirektion bestehende Kommission entschied sich für den Bau eines Lokalbahnhofs in der Nähe der Festung (der heutige Bahnhof Ingolstadt Nord) und eines „Centralbahnhofs“ bei Oberstimm, weit südlich der Stadt und des heutigen Standorts. Ca. 300 m nördlich des heutigen Hauptbahnhofs wurde ein provisorischer Lokalbahnhof mit der Bezeichnung „Ingolstadt Provisorium“ eingerichtet, dessen Empfangsgebäude lediglich aus einer hölzernen Verschlag bestand.

Erst 1872, nach Verlängerung der Strecke nach Treuchtlingen und mit dem Bau der Donautalbahn nach Donauwörth, wurde nach Plänen des Architekten Jakob Graff mit dem Bau des Centralbahnhofs an seinem heutigen Standort begonnen. Dieser wurde am 1. Juni 1874 eröffnet, zusammen mit der Weiterführung der Donautalbahn nach Regensburg.

Mit der ebenfalls 1874 erfolgten Eröffnung der Paartalbahn nach Augsburg war das Netz der vom Ingolstädter Hauptbahnhof ausgehenden Linien zunächst komplett. Allerdings gibt es auch Eisenbahnstrecken, die trotz damaliger Pläne bis zum heutigen Tage nicht realisiert wurden. Hierzu gehört die Strecke Ingolstadt-Beilngries-Berching-Altdorf-Hersbruck, die Anfang der 1870er Jahre geplant wurde und eine Bahnlinie nach Landshut.

Für den Plan einer Lokalbahn Ingolstadt-Geisenfeld hatte die Stadt sogar schon Grundstücke erworben, statt eines großen Eisenbahnnetzes in der Hallertau wurde am 1. August 1893 allerdings nur mit dem Bau der der kurzen Strecke Wolnzach/Bahnhof - Gosseltshausen - Wolnzach / Markt - Gebrontshausen - Berg - Au (heute Enzelhausen) – Mainburg begonnen, um wenigstens „das Herz der Holledau“ an den Schienenstrang anzuschließen[6]. Daraus entstand das sogenannte Holledauer Bockerl. Die Idee einer „direkten Schienenverbindung zwischen dem Raffinerie- und Industriezentrum Ingolstadt und dem Chemiedreieck Burghausen in Ostbayern“ wurde am 28. Oktober 1985 nochmals im Ausschuss für Verkehr des Deutschen Bundestages behandelt. Dieser kam jedoch mehrheitlich zu der Auffassung, dass die „vorhandenen Schienenkapazitäten für das Verkehrsaufkommen“ zwischen Ingolstadt und Landshut/Burghausen über München ausreichen würden.[7]

Als Eisenbahnknotenpunkt, zumal in einer Stadt mit traditionell großer militärischer Bedeutung, war der Ingolstädter Hauptbahnhof strategisches Ziel alliierter Luftangriffe während des Zweiten Weltkriegs. Insbesondere durch den Angriff vom 23. April 1945 wurden Bahnhof und Empfangsgebäude stark beschädigt.

Das aktuelle Bahnhofsgebäude ist das zweite an dieser Stelle. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Bahnhof in zehnjähriger Bauzeit wieder hergestellt. Am 25. November 1957 wurde das neue Empfangsgebäude in Betrieb genommen, zwei Jahre später die Bahnsteige überdacht. Von 1990 bis 1995 wurde die Anbindung der westlichen Donautalbahn zwischen dem Hauptbahnhof Ingolstadt und Weichering vollständig neu trassiert. Fuhren die Züge Richtung Donauwörth zuvor nördlich aus dem Bahnhof heraus und in einer Schleife quer durch die Stadt, erfolgt heute in Ingolstadt ein Fahrtrichtungswechsel, da die Strecke nunmehr südlich angebunden ist.

Im Januar 2016 gab die Deutsche Bahn bekannt, dass es Überlegungen gibt, den Haubtbahnhof durch einen Neubau zu ersetzen.

Nordbahnhof

Nordbahnhof, 2009
Nordbahnhof, Bild in Schalterhalle, 2009

Das Bahnhofsgebäude von 1869/1870 wurde am 6. März 2010 abgerissen. Ab 2010 wurde ein neues Bahnhofsgebäude errichtet. Es fand ein Architektenwettbewerb statt, bei dem sich die Mehrheit des Stadtrates für den Abriss des Empfangsgebäudes und den Bau eines Parkhauses mit 290 Stellplätzen und integriertem Reisezentrum aussprach. Letzte Rettungsversuche von Ingolstädter Bürgern und einer Interessengemeinschaft, das historische Gebäude von 1869/1870 zu erhalten, fanden im Stadtrat keinen Anklang und wurden abgelehnt. [1]

Mit der Neubebauung des Bahnhofsgeländes verschwand das historische, noch dem Festungsreglement entsprechende Bahnhofsgebäude, das den kurzfristigen Abriss der dann meist aus Holz bestehenden Gebäude im Kriegsfall vorsah. Das alte Gebäude enthielt einen Fahrkartenverkaufsschalter, die Gepäckabfertigung sowie einen in der Nachkriegszeit betriebenen Kiosk. Der die Bahnanlagen querende Steg wurde durch eine beidseitig betretbare Unterführung ersetzt, großzügige überdachte Radabstellanlagen beiderseits der Gleise ergänzen die Anlage.

Neben dem eigentlichen Bahnhofsgebäude verschwanden auch das Stellwerk Ingolstadt Nord, nahe der Theodor-Heuss-Straße Richtung Audi gelegen, das BayWa-Gelände mit Verkauf, Silogebäude und Tankstellenbereich sowie der begrünte Bahnhofsvorplatz und einige Nebengebäude der Bahn und die entsprechenden Bahnhofsschilder nahe dem Gießereigelände.

An Stelle des historischen Gebäude wurde ein neues Bahnhofsgebäude errichtet, das im Wesentlichen einige Läden, ein Parkhaus und die Busleitzentrale beherbergt. Neben dem Gebäude befindet sich ein kleiner Busbahnhof mit Busbetriebshof. Ein die Bahnlinien darstellendes Wandgemälde in der Halle des alten Bahnhofsgebäudes wurde entgegen damaliger Pressemeldungen nicht in das neue Gebäude übernommen, ein Fahrkartenschalter fehlt, ein Wartebereich für Flughafenbuspassagiere ist vorhanden.

Eisenbahnergenossenschaft

Am 27. Juni 1909 gründeten Arbeiter der Ingolstädter Arbeiter der “königlich Bayerischen Eisenbahn” die “Baugenossenschaft des Verkehrspersonals Ingolstadt Hbf.” Eingeladen wurde zur Gründungsversammlung in das “Gasthaus zum Deutschen Kaiser”. Das Ziel der Gründer: sich aus der großen Wohnungsnot selbst zu helfen und bezahlbare Wohnungen für sich zu bauen. Noch vor dem 1.Weltkrieg wurden an der Ringseestraße Wohnungen geplant und gebaut. Bezugsfertig wurden sie im Winter 1911 bis zum Frühjahr 1912.

1913 fand sich im Gasthaus Deutscher Kaiser eine “größere” Zahl von Beamten aus dem Ingolstädter Raum ein, um eine “Genossenschaft der Verkehrsbeamten Ingolstadt” zu gründen. Erst nach 1921 konnten an der Münchener Straße die ersten 24 Wohnungen bezogen werden.

1921 gründeten Eisenbahner des Bahnbetriebswerkes Ingolstadt die “Baugenossenschaft 1921 Ingolstadt Hauptbahnhof“. 1924 wurden die ersten Wohnungen gebaut.

1942 wurde von der Reichsregierung die Vereinigung dieser drei Eisenbahnergenossenschaften zu “einer” Genossenschaft verfügt. Die Genossen einigten sich auf den Namen der zuerst gegründeten Genossenschaft nämlich in “Baugenossenschaft des Verkehrspersonals Ingolstadt Hbf e. G”. Der neu ernannte Vorstand verwaltete jetzt 226 Wohnungen, 1 Laden und 48 Holzlegen.

2013 Satzungsänderung mit Umbenennung in Baugenossenschaft Ingolstadt Hbf eG [2].

Eisenbahner Sportverein Ingolstadt Ringsee

1920 entstand der Turnverein Ringsee als Zusammenschluss aus dem Sängerverein Ringsee, dem Verein Fröhliche Stunden und der Spielvereinigung Ringsee. Zum Zweck des Turnhallenbaus wurden 1953 erfolgreiche Verhandlungen mit der Bundesbahn über ein Erbbaurecht und ein Darlehen über 40000 Mark geführt. Der Verein nannte sich ab diesem Zeitpunkt Eisenbahner Sportverein Ingolstadt Ringsee.[3]

Eisenbahn-Ausbesserungswerk

Wichtig für die Entwicklung Ingolstadts wurde die per Gesetz vom 22. Dezember 1909 bestimmte Hauptwerkstätte zur Ausbesserung von Lokomotiven. Bis 1914 war der größte Teil des Ausbesserungswerks fertiggestellt, zunächst aber während des Krieges als Reservelazarett II verwendet.

Dampfloks in der Stadt

Die Denkmallok 98 507 steht vor dem Hauptbahnhof.

Eine im Besitz der IFG befindliche Dampflok aus der Baureihe 44 wurde 2014 verkauft. Es gab immer wieder einmal Überlegungen, die Lok öffentlich zu präsentieren, zum Beispiel in einem gläsernen Anbau an dem Parkhaus Ost am Hauptbahnhof. Es wurde damit eine Chance vertan, die in Nördlingen „geparkte“ Lok nach Ingolstadt heimzuholen und gemeinsam mit den Dokumenten aus der Sammlung Reichler als starkes Stück Alt-Ingolstadt für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Gleisanlagen in Ingolstadt

Die in der Nachkriegszeit bestehenden straßenbegleitenden Schienen zur Spinnereimaschinenfabrik Despag bzw. Schubert & Salzer (beginnend nahe dem alten Sägewerk, im Bereich des heutigen McDonald’s) und deren Ringschluss mit dem Industriegleis Nordbahnhof Richtung Raffinerie waren bereits stillgelegt und entfernt. Eine Fußgängerbrücke am Stadtteilpark und einige Schienenfragmente nahe der Autobahn sowie einige Straßenzüge (z. B. ehemals Schwarzer Weg, Wegeführung über Nordlichtkino-Büropa) erinnern heute noch daran. Die Gleise Richtung Militärbahnhof in der Stadtmitte verschwanden mit diesem, auch ein Bedarfshalt zur Landesgartenschau im heutigen Klenzepark wurde wieder aufgegeben.

Hinzu kamen Gleise in Richtung Raffinerie, Audi-GVZ (Güterverkehrszentrum) und der Auditunnel. Der beschrankte Bahnübergang Ringlerstraße wurde durch eine Unterführung für Radler und Fußgänger ersetzt. Eine Fußgängerbrücke verbindet Oberhaunstadt mit dem Ingolstädter Nordosten. Eine Verlegung eines unbeschrankten Bahnübergangs am Schneller Weg und Errichtung einer Fußgängerunterführung ist angedacht.

Zukünftige Überlegungen

Der seit Jahrzehnten von mehreren Oppositionsparteien geforderte Bahnhalt Audi hat nun endlich Gehör gefunden. Laut aktueller Planung kann der Bahnhalt 2019 in Betrieb gehen.

Die weiterreichenden Forderungen zu einer Lokalbahn Region Ingolstadt mit zusätzlichen Haltepunkten und einer Erweiterung der Gleisstrecken ist allerdings noch in weiter Ferne.

Literatur

Einzelnachweis