Herzog Ludwig der Gebartete

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Die Geistesgeschichte von Ingolstadt in der Zeit unter Herzog Ludwig VII (1368 - 1447), später Ludwig der Gebartete genannt.

Großvater Herzog Stephan II (1319 - 1375)

Von 1363 bis 1375 war der Wittelsbacher Herzog Stephan II, Herrscher über ganz Bayern. Er hatte drei Söhne und im Jahr 1392 teilten diese das Herzogtum Bayern in drei selbständige Herzogtümer.[1] Herzogtum Bayern-München, Herzogtum Bayern-Landshut und in Herzogtum Bayern-Ingolstadt.

Vater Herzog Stephan III (1337 - 1413)

Sein älteste Sohn, Stephan III (der Kneißl) bekam das Herzogtum Bayern-Ingolstadt und Ingolstadt wurde also Hauptstadt eines eigenständigen Landes.

Stephan III und seine Frau Thaddäa Visconti, Tochter des Mailänder Stadtherren, hatte zwei Kinder:

  • Die Tochter Elisabeth, die spätere Königin von Frankreich
  • Und der Sohn Ludwig VII, später Ludwig der Gebartete genannt.

Schwester Isabeau de Baviere

Da die Familie der Wittelsbacher weitverzweigt und anerkannt in Europa war, wünschte sich die französische Krone eine Vermählung mit Elisabeth, der Ingolstädter Herzogstochter. So wurde Elisabeth Königin von Frankreich, dem damals mächtigsten Land in Europa und wurde in ihrer neuen Heimat fortan „Isabeau de Baviere“ genannt. Als ihr Mann, König Karl VI, nach einigen Jahren geistig erkrankte und Regierungsunfähig erklärt wurde, musste Isabeau die Rolle der Regentin übernehmen.

Die Zeit in Frankreich

Elisabth ließ sich hierbei von ihrem Bruder Ludwig VII aus Ingolstadt unterstützen. Ludwig wurde in Frankreich in allen Ehren aufgenommen. Er wurde zum französischen Ritter geschlagen, war Gouverneur des Hofes und Mitglied des französischen Kronrates. Er heiratete zwei Edelfrauen, zuerst Anna von Bourbon (womit er einen Sohn hatte, Ludwig VIII der Bucklige) und nach ihrem Tode, Katharina von Alençon. Beide sehr reiche Frauen. Für seine Dienste am königlichen Hof erhielt er ein hohes Gehalt und als weitere Gegenleistung, kostbare Schätze.

Die Gnad

Einer dieser Schätze war die Gnad, ein schönes Marienbild mit vielen Edelsteinen besetzt. Eine Kopie davon ist im Münster, beim Eingang zur Schatzkammer zu sehen.

Goldene Rössl

Und das kostbarste Kunstwerk, das „Goldene Rössl“. Ein hervorragendes Beispiel der hochentwickelten Pariser Goldschmiedekunst.

Vor einer mit großen Rubinen und Saphiren, sowie mit Perlen reich verzierten Laube thront auf einem Sockelbau, Maria mit dem Jesuskind. Die Laubenanlage und sämtliche figürlichen Darstellungen, bestehen aus 24-karätigem Gold. Die hauchdünn getriebenen Figuren sind mit Email in den Farben Weiß, rot, grün und blau überzogen.

Die Architektur des Sockelgeschosses ist aus Silber gefertigt und feuervergoldet. Der große Wert liegt aber nicht im Gold, den Edelsteinen und Perlen, sondern weil es das bedeutendste Kunstwerk ist, das in figuraler Emailarbeit noch zu finden ist. Heute ist das Goldene Rössl in der Schatzkammer der Stiftskirche von Altötting zu bewundern.

Ludwig der Gebartete

Als 1413 der Vater (Stephan III) von Elisabeth und Ludwig starb, übernahm Ludwig VII als reicher Mann die Herrschaft über Bayern-Ingolstadt.

Ludwig trug in Frankreich, als Mitglied des Sonnenordens, zwingend einen Bart. In Bayern war es damals nicht üblich einen Bart zu tragen, deshalb wurde Ludwig VII „der Gebartete“ genannt.

Er war nicht zufrieden mit seinem Erbteil weil sein Herzogtum sehr weit verteilt war, nicht zusammenhängend und schwierig zu regieren und zu verteidigen war.

Regelmäßig kämpfte er auch mit seinen Wittelsbacher Verwandten um sein Territorium zu erweitern und zu vereinheitlichen.

Neues Schloss

Ludwig, der in Paris das königliche Ambiente gewohnt war, fand das Schloss seines Vaters, der im Herzogkasten residierte, nicht standesgemäß. Er pflegte sich selbst der “eltest und würdigst Fürst von Bayern“ zu nennen. So ließ Ludwig der Gebartete nach fünf Jahren, also im Jahr 1418, das neue Schloss erbauen. Er wollte Ingolstadt zu einer prunkvollen Residenz, nach Pariser Vorbild machen. Es sollte eine einmalige Repräsentation seiner Herrschaft werden.

Liebfrauenmünster

Im Mittelalter, waren die Menschen sehr um das Wohl ihrer Seele nach dem Tod besorgt. Und nach zwölf Jahren beauftragte Ludwig, im Jahre 1425, den Bau des Liebfrauen Münsters. Es sollte eine Herrschaftskirche mit Grablege seiner Dynastie Bayern-Ingolstadt werden. Sie hatte Platz für 9.000 Personen. Obwohl Ingolstadt damals nur 4.000 Einwohner hatte. Ludwig war sehr ehrgeizig und Alles musste, wie in Frankreich, überdimensioniert sein.

Pfründner Haus

Zusätzlich sollten für das Heil seiner Seele, Menschen, Tag und Nacht beten. Um diese Personen, s.g. Pfründner (Art Mönchen), unterzubringen, liest er im selben Jahr 1425, ein großes Haus bauen. Das Pfründner Haus (heute die Hohe Schule genannt). Hier sollten Männer und Frauen wohnen, bekamen zum Essen und Trinken, und sollten Tag und Nacht für seine Seele beten. Im Anfang dachte er an 20 Personen, später wollte er sogar die Zahl auf 1.000 erhöhen.

Sohn Ludwig VIII (1403 - 1445)

Mit seinem Sohn, Ludwig VIII (der Bucklige), hatte Ludwig der Gebartete kein gutes Verhältnis. Sein Sohn war zwar listig, gut in Verwaltung aber körperlich kein Ritter.

Weil Ludwig der Gebartete einen unehelichen Sohn, Wieland von Freiberg, an der Regierung beteiligen wollte, bekam er Streit mit seinem einzigen legitimen Sohn, Ludwig VIII. Nachdem dieser die Tochter des Erzfeindes seines Vaters heiratete, Margarete von Brandenburg, nahm er in 1443, unterstützt von seinem Schwiegervater Herzog Albrecht von Brandenburg, seinen alten Vater (nach 30 jähriger Regierungszeit) gefangen.

Ludwig VIII regierte selbst noch 2 Jahre bis 1445, als er kinderlos starb.

Die letzten Jahre von Ludwig VII

Ludwig der Gebartete verblieb, als Gefangene von Herzog Heinrich XVI (der Reiche), Herrscher über Bayern-Landshut, in Burghausen und starb hier in 1447 (im Alter von 80 Jahren). Herzog Heinrich der Reiche, Ludwigs größten Feind und Erben, verwehrte Ludwigs Begräbnis in „seiner“ Kirche. Seine letzte Ruhe fand, der unter Kirchenbann stehenden, Ludwig, in der Kirche der Zisterzienser Kloster Reitenhaslach. Obwohl er in Ingolstadt, die Kirche mit Grablege, hat bauen lassen für sich und seine Dynastie. Wohl wurde sein Sohn im Ingolstädter Liebfrauenmünster beigesetzt.

Nach dem Tot von Ludwig der Gebartete und dessen Sohn, starb, nach 53 Jahre, die Ingolstädter Herzogslinie. Und Bayern-Ingolstadt fiel an Bayern-Landshut, unter Herzog Heinrich der Reiche.

Die Herzöge von Bayern-Ingolstadt

In Bayern-Ingolstadt waren also nur drei Herzöge:

  • Stephan III (Kneißl), von 1392 bis 1413
  • Ludwig VII (der Gebartete) von 1413 bis 1443
  • Ludwig VIII (der Bucklige) von 1443 bis 1445

Obwohl die Dynastie, Bayern-Ingolstadt, nur 55 Jahre gedauert hat, wurde doch eine Basis gelegt für die Zukunft von Ingolstadt.

Weil Ludwig der Gebartete nicht im Münster beigesetzt wurde, bekam das Pfründner Haus eine andere Bestimmung. Hier wurde in 1472 die erste und einstige Universität in Bayern gegründet. Mehr als 300 Jahre war die Universität in Ingolstadt. Viele Herzöge und prominente Personen wurden in Ingolstadt unterrichtet. Das neue Schloss, das Liebfrauenmünster und das ehemalige Pfründner Haus sind heute noch immer markante Gebäuden aus seiner Regierungszeit.

Einzelnachweise