Conrad Celtis

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Conrad Celtis, auch Konrad Celtes, mit dem Beinamen Protucius (* 1. Februar 1459 in Wipfeld am Main, südlich von Schweinfurt; † 4. Februar 1508 in Wien, beigesetzt im Stephansdom) war ein deutscher Humanist und Dichter. Er wurde am 18. April 1487 auf dem Nürnberger Reichstag von Kaiser Friedrich III. zum Poeta laureatus gekrönt.[1]

Wirken in Ingolstadt

In Ingolstadt übernahm er 1491/92 eine außerordentliche Professur für Rhetorik und Poetik.

In dieser Zeit enstanden die Werke

  • Epitoma in utramque Ciceronis rhetoricam cum arte memorativa nova et modo epistolandi utilissimo, Ingolstadt 1492
  • Oratio in gymnasio Ingolstadio, 1492

Texte

Die Texte wurden entnommen aus: "Kurt Adel, Konrad Celtis. Poeta laureatus". Stiasny-Verlag 1960

Rom

Was hast Du, Rom, dir bewahrt als den Ruhm von einstiger Größe,
Von all den Konsuln von einst, von den Beherrschenden der Welt?
Alles verschlingt die gefräßige Zeit, und nichts bleibt auf Erden dauernd;
Tugend nur bleibt, und was die Schrift uns bewahrt.

An den Rhein, der die Buchdruckerkunst erfand

Alles schuldet Dir Dank, Vater Rhein, die olympischen Götter,
Alles, was Erde und Meer fruchtbar ernährt und erzeugt.
Deine Erfindung enthob alle Schreiber langdauernder Mühe,
Und es entstand eine Kunst, die allen Menschen nur nützt.
Denn mit geringer Bemühung schreiben metallene Lettern
Mehr jetzt, als einstmals mit Fleiß tausend Händen gelang.

An die Universität Ingolstadt 1492

Wie notwendig und nützlich allen akademischen Lehrern die Fähigkeit ist,
sich mündlich wie schriftlich schön und knapp auszudrücken, konnte jeder
einzelne schon an sich und noch mehr an anderen wiederholt beobachten,
da doch manche so unzusammenhängend und holprig über die Wissenschaften
und sogar die Beredsamkeit vortragen, daß man glaubt, Gänse schnattern
oder Ochsen brüllen zu hören, und sich die Ohren zuhalten möchte. Völlig
unfaßbar aber ist es mir, daß in all den Jahren und an allen unseren deutschen
Universitäten und bei all dem Geschrei der Vertreter der Scholastik ,
wie gelehrt wir doch seien, niemand zu finden ist, der Briefe oder Reden,
Gedichte oder Geschichtswerke zierlich und elegant geschrieben hätte gleich den Italienern.

An die Universität Ingolstadt

Ein erfreulicher Brief war von einem Freund mir gekommen;
Dringend lud er darin, ihn zu besuchen, mich ein,
Daß ich die sanften Früchte des Herbstes mit ihm pflücken möchte,
Und aus bauchigem Krug koste den köstlichen Most,
Daß wir wie einstmals die römischen, griechischen Studien treiben,
Und daß zum Saitenspiel töne das zierliche Lied.
Darum, Ihr Jünglinge, gönnet mir, bitt' ich, freundliche Vergebung,
Da meine Vorlesung ja bald wieder eingebracht ist,
Daß ich mit ruhigem Sinn meinen Freund Apoll besuchen,
Meiner Obliegenheit freudiger nachkommen kann.
Wenn aber, während ich ferne bin, mein Ansehen zu schwächen,
Sagt, daß ich unstet sei, nie einem Orte getreu,
Leser, wenn Du die Künste liebst, ich bitte Dich, sag' ihm
Was der unstete Poet selber zur Antwort hier schrieb:
Glücklich heißt mir den Mann, der gleich wie die Weisen der Alten
Unbeschwerten Gemüts viele Länder besucht,
Daß er die Völker und Stämme, die in ihnen wohnen, erlebe,
Und in der Heimat erzählt, was ihn die Fremde gelehrt.
Wär' unser Celtis sein Leben lang in unsrer Stadt nur geblieben,
Hätte das bayrische Land nie mit der Ferne vertauscht,
Niemals hätt' er vermocht, euch so vieles an Wissen zu geben,
Das er sich redlich und treu überall für euch erwarb.
Wenn einer schmäht, entgegnet ihm drum mit den Worten des Celtis,
Während in Österreich er froh seine Tage verbringt.

An Elsula

Dich Elsula, meine Geliebte, will ich in meinen Gedichten besingen. Und wenn der Tag kommt, an dem Dich das Schicksal abberuft, dann will ich Dir dieses Gedicht als Nachruf singen: "Elsula ruht hier, einst die Geliebte des deutschen Poeten, und diese Ehre ward ihr zuteil durch die Liebe des Sängers. Als erste unter den Mädchen in allen deutschen Städten ward ich besungen, dort, wo Regen und Naab in die Donau münden. Die Musen umtanzen mein Grab, und Phoebus Apoll weiht mir unsterbliche Lieder." - Doch lieber ist mir's, Eslula, wenn Du mich zur Ruhe bestattest, denn ohne Dich freut mich das Leben nicht mehr.

Poet

Der erste bin ich, der, durch des Kaisers eigne Hand, mit dem Lorbeer gekrönt, den Ehrennamen Poet tragen darf. Nur die Dichter allein unter den Sterblichen adelt der Tod und ihr Andenken wird heilig gehalten. So wie alter Wein. Darum ihr deutschen Mädchen, liebet die Dichter, um die unsere Fürsten sich nur wenig kümmern. Unseren Fürsten weigert die heilige Muse solchen Ruhm. Denn sobald wir den Hof eines deutschen Fürsten aufsuchen, verlachen die albernen Leute dort unsere Gedichte. Und wenn ich mich vor meinen Deutschen einen Dichter nenne, sagen sie gleich: "Der wird keine Schätze erwerben! Der Narr verschwendet sein ganzes Leben auf Gedichte und ist nicht auf seinen Vorteil bedacht"; - Nein, Euch, der Musen geheiligter Schar will ich folgen. Wie der Himmel mir gab, mit geringem Besitze mich zu bescheiden so erhob er mein Herz über das gemeine Volk.

Literatur

  • "Kurt Adel, Konrad Celtis. Poeta laureatus". Stiasny-Verlag 1960 [1]
  • Literaturportal Bayern: Conrad Celtis [2]

Einzelnachweise